Güneş Direk

Güneş Direk ist getrieben von einer enormen Schaffenskraft: Bei Nightnurse beschäftigt sich der kreative Kopf mit Visualisierungen, Wissens- und Organisationssystemen. Energie tankt er auf seinem Dachgarten und mit seinem Synthesizer. 

Welche beruflichen Stationen hast du hinter dir?
Ich habe an der technischen Universität in Istanbul Architektur studiert, arbeitete danach im Architekturbüro Cobe in Kopenhagen und studierte Computer Aided Architectural Design an der ETH Zürich. Ich habe verschiedene Projekte als Freelancer im Bereich Visualisierung, Programmierung und Kunst umgesetzt und bin 2012 zu Nightnurse gestossen.

Welches ist deine ganz persönliche Superkraft – und wie setzt du sie ein?
Meine Superkraft ist meine Aufmerksamkeit für Harmonie und Kohärenz. Ich strebe danach, Systeme zu entwerfen, die vollständig sind, egal ob es sich um Bilder, Organisationsstrukturen oder musikalische Kompositionen handelt. Die Aussage meiner Arbeit ist immer präzise und klar. Nachdem ich jahrelang Visualisierungen gemacht habe, beschäftige ich mich nun mehr mit der Gestaltung von Organisationsstrukturen, Wissenssystemen und Abläufen der Zusammenarbeit. 

Was hat dich zu Nightnurse gebracht?
Architektur hat mich schon immer fasziniert. Aber mir war früh klar, dass der gesamte architektonische Prozess vom Entwurf bis zum Bau für mich viel zu lang und facettenreich ist. Ich wollte eine spezialisierte Rolle einnehmen, bei der ich die vollständige Kontrolle über das fertige Produkt habe und so die grösste Wirkung erzielen kann. Mein Interesse an visueller Gestaltung und das perfekte Arbeitsfeld bei Nightnurse fanden zusammen.

Welche Räume oder Orte faszinieren dich besonders und wieso?
Wälder. Die Informationsdichte im Wald steht im krassen Gegensatz zu dem ruhigen Rückzugsort, den die Bäume bieten. Ich kann mich vertiefen und dem Gesang der Vögel lauschen, Details in der Natur beobachten und unendlich erstaunt sein über die schiere Komplexität dieses Ökosystems. Im Wald fühle ich mich bescheiden und glücklich.

Was ist das Schönste, das je visualisiert wurde?
Die botanischen Illustrationen von Maria Sybilla Merian. Ihre Illustrationen waren nicht nur ästhetisch faszinierend, sondern setzten neue Standards im Bereich der wissenschaftlichen Visualisierungen. Im Gegensatz zu ihren Kollegen erforschte sie als europäische Illustratorin das Wissen indigener Bevölkerungen und setzte sich für deren Rechte ein. Zudem lasse ich mich in meiner Arbeit von der Architekturfotografie von Ezra Stoller und den Comics von Chris Ware  inspirieren. 

Was machst du am liebsten, wenn du nicht als Nachtschwester unterwegs bist?
Meine Meditationspraxis beeinflusst mich sehr. Ich konzentriere mich achtsam auf kleine Projekte wie das Komponieren auf meinen analogen Synthesizern, das Kochen für Familie, Freunde und Nachbarn oder die Pflege unseres Dachgartens.